Astro-Logik
Im Kapitel 2 habe ich erläutert, daß die
Planeten Grundprinzipien des Lebendigen symbolisieren.
Mars symbolisiert z. B. das Prinzip "Selektion"
. Damit ist die allem Lebendigen notwendig innewohnende
Tendenz gemeint, sich im Wettbewerb mit anderen Lebewesen
(um Nahrung, Lebensraum, Fortpflanzungsmöglichkeiten,
"Anerkennung" usw.) zu behaupten. Mars symbolisiert
also das Prinzip Kampf. Pazifistisch eingestellte Menschen
könnte es erschrecken, daß die Neigung zum
Kampf eine Notwendigkeit von Leben schlechthin sein
soll. Wenn eine solche Kraft jedoch gänzlich fehlt,
dann können wir z. B. auch keine Krankheiten mehr
besiegen. - Doch das Prinzip Kampf meint nicht allein
Handlungen, die gegen andere Lebewesen gerichtet sind.
Schon unsere Sprache gibt Zeugnis davon, daß
dieses Prinzip etwas Umfassenderes meint; denken wir
an Ausdrücke wie: eine Aufgabe "in Angriff
nehmen", ein Problem "bewältigen"
usw. Dieses Einstellen verlangt die Koordinierung von Prozessen auf den unterschiedlichsten Ebenen. So muß unsere Aufmerksamkeit auf die entsprechende Situation "fokussiert" werden: Wenn wir, in ein Gespräch vertieft, plötzlich bemerken, daß es brennt, wird unsere Aufmerksamkeit sofort von dem Gespräch weggelenkt; stattdessen werden Erinnerungen aktiviert, die mit Feuer und Brandbekämfpung zu tun haben. - Unser Körper, vielleicht in einem Zustand wohliger Entspannung, wird auf Aktivität umgestellt: Unsere Pulsfrequenz steigt, damit unser gesamter Organismus ausreichend mit Sauerstoff, der in den roten Blutkörperchen transportiert wird, versorgt werden kann; der Muskeltonuns steigt; regenerative Prozesse, wie z. B. die Verdauung, werden gestoppt, usw. Das Prinzip Mars wirkt also auf allen Ebenen des Organismus; das Symbol Mars hat auf allen Ebenen des Organismus Entsprechungen. Zur Verdeutlichung dieses Gedankens ein weiteres Beispiel: Der Planet Saturn symbolisiert das Prinzip "Integration". Es ist das Prinzip, daß die "Integrität" (die Unversehrheit) des Lebewesens bewahren soll. Während Mars ein aktiv auf die Umwelt gerichtetes Prinzip ist, ist Saturn eher ein "abschirmendes" Prinzip; es geht um Schutz. Saturn symbolisiert alle Prozesse in unserem Körper, in unserer Psyche und in unserem Denken, die den Organismus auf den Schutz der eigenen Unversehrheit einstellen. Auch diese Prozesse beziehen alle Ebenen des Organismus mit ein. In unserem Denken äußert sich dieses Prinzip als Vorsicht. Wir prüfen gedanklich Gefahrenmomente durch Vergleich mit gespeicherten Erfahrungen. Auf der psychischen Ebene äußert sich die Aktivität dieses Prinzips im Gefühl von Angst. Angst ist ein psychischer Zustand, der das Lebewesen davon abhält, etwas zu tun, das seine Unversehrtheit gefährden könnte. Dies wird auf der körperlichen Ebene vielleicht dadurch "unterstützt", daß ihm "die Knie weich werden" (also ein Abfallen des Muskeltonus). Zwei Beispiele aus der Tierwelt: Der Igel rollt sich ein, die Schnecke zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück. Wir Menschen haben wenig Möglichkeiten, uns durch körperliche Prozesse gegen Gefahren zu schützen. Bei uns liegen die saturnischen Entsprechungen daher mehr auf der Handlungs- als auf der Körperebene.
An diesen zwei Beispielen für die (hier nur ansatzweise)
Deutung der Planetenprinzipien Mars und Saturn wird
bereits deutlich, daß beide Prinzipien in jeder
Situation im Gleichgewicht gehalten werden müssen.
Wenn das Mars-Element, die Aktion, zu stark wird und
ich nicht genug prüfe, besteht die Gefahr zu scheitern.
Wenn das Saturn-Element, der "Schutz-Instinkt",
zu stark wird, ich mich vielleicht gar nicht zu handeln
traue, erreiche ich ebenfalls nichts. Man könnte
sagen: Der eine scheitert, der andere probiert es erst
gar nicht. Wenn jedoch bei einem Tennis-Match auch der Akzent auf dem Mars-Prinzip liegen mag: In jedem Kampf bedarf es auch der Saturn-Tugenden, z. B. dem Gegner nicht durch unüberlegtes ("unvorsichtiges") Spielen Chancen eröffnen. Und wenn beim Autofahren auch der Akzent auf dem Saturn-Prinzip liegen muß: Das Fahren selbst ist eine Aktivität. Wenn das Mars-Element vollständig ausgeschaltet wäre, fährt der Betreffende erst gar nicht los, er bleibt, und sei es aus Angst, einfach stehen. Diese Überlegung gilt für alle Planeten: In jeder Lebensäußerung sind alle durch die Planeten symbolisierten Prinzipien enthalten. Die verschiedenen Lebensäußerungen unterscheiden sich dadurch, auf welchem Prinzip bzw. welchen Prinzipien der Akzent liegt, oder, in anderen Worten, wie die für die jeweilige Lebensäußerung charakteristische Mischung aussieht. Es ist ähnlich, wie bei der Unterscheidung von geistig, körperlich und psychisch. Es handelt sich um drei Facetten des einen Organismus, die an jeder Lebensäußerung immer gemeinsam beteiligt sind. Wir können nicht etwas nur Körperliches tun, weil jede Handlung von Gefühlen und geistigen Prozessen begleitet ist (selbst im Schlaf, denn da träumen wir). Wir können auch nicht etwas nur Geistiges tun, weil auch "still dasitzen" eine ganz spezielle körperliche Tätigkeit ist, weil, während wir denken, unser Körper ja lebt (atmet, das Herz Blut durch die Adern pumpt usw.). Die Einteilung von Prozessen, die wir auf der Basis astrologischer Prinzipien vornehmen, geht also "quer" zu der Einteilung in körperlich, geistig und psychisch, wie wir sie gewohnt sind. Das Marsische ist gleichermaßen ein körperliches, geistiges und psychisches Prinzip. Normalerweise benutzen wir zur Beschreibung körperlicher Prozesse biologische oder medizinische Begriffe, zur Beschreibung seelischer Vorgänge psychologische Begriffe. Aggression ist ein solcher psychologischer Begriff. Aggression kommt in der Medizin nicht vor. (Mediziner finden im Körper Flüssigkeiten, Organe, chemische Substanzen, aber keine Aggression.) Wir wissen zwar, daß Wut (oder Aggression) mit bestimmten körperlichen Erscheinungen verbunden ist, aber der Mediziner weiß nicht, wie "die Wut" dafür sorgt, daß mehr Adrenalin im Blut ist, denn im Körper findet der Mediziner keine "Wut", wie er z. B. ein Herz oder eine Leber findet oder (im Blut) ein Hormon.
Astrologie arbeitet deshalb, um diese drei Bereiche
miteinander zu verbinden, mit analogen, sinngemäßen
Entsprechungen auf den verschiedenen Ebenen. Teilweise
sind diese Entsprechungen auch für unser "logisches"
Denken leicht nachvollziehbar (wenn sich in den Analogien
Ursachen vermuten lassen), teilweise wirken die Entsprechungen
"abergläubisch". So werden z. B. jedem
Planeten bestimmte Körperorgane und, rein äußerlich,
bestimmte Regionen des Körpers zugeordnet. Dem
Mars, dem Prinzip Kampf, naheliegenderweise die Muskeln.
Das ist auch "logisch" nachvollziehbar. Auch
die Zuordnung von Mars zu Blut ist, aus medizinischer
Sicht, heute verständlich (siehe unten). Die Menschen
des Altertums wußten um diese medizinischen Zusammenhänge
aber nicht. Für die Menschen früher paßte
es einfach, daß marsbetonte Menschen (damals
vorwiegend Krieger und Jäger) viel mit Blut zu
tun haben. Und es paßte auch, daß Mars
als Planet am Himmel einen rötlichen Schimmer
hat (er heißt deshalb der "rote Planet"). Ist es nicht ein merkwürdiger Zufall, daß das Eisen tatsächlich in den roten Blutkörperchen zu finden ist und für die rote Farbe auch verantwortlich ist? An dieses Eisen ist der Sauerstoff gebunden. Rein medizinisch betrachtet führt ein Mangel an Eisen u. a. zu einer schlechteren Sauerstoff-Versorgung, daher das leichte Ermatten. Auch die Zuordnung von Mars zu Blut ist also "medizinisch sinnvoll". Diese Dinge konnten die Menschen im Altertum, die diese Zuordnungen vornahmen, gar nicht wissen. Man hat den Eindruck, daß sie "instinktiv" sehr oft zwar richtig zuordneten, die Zuordnung dann aber mit "an den Haaren herbeigezogenen" Argumenten begründeten. Es mag ja gut sein, daß selbst mein "heuristisches Denkmodell" in diese Kategorie von "an den Haaren herbeigezogenen Begründungen" fällt, daß die Zusammenhänge in der Astrologie in Wahrheit völlig anderer Natur sind. Wie wir in Kapitel 2 gesehen haben, hatten selbst große Geister wie NEWTON und GALILEI "abergläubische" Vorstellungen über die Ursachen bestimmter Naturphänomene ("Geister" bringen Kugeln zur Ruhe, "Gott selbst" setzt Planeten wieder auf die "richtige Bahn" zurück). Um noch ein weiteres Beispiel zu nennen: Dem Saturn, dem Prinzip "Schutz", wird seit dem Altertum die Milz zugeordnet. Ist es nicht wiederum eine verblüffende Tatsache, daß in der Milz die Antikörper gebildet werden, die uns z. B. vor Ansteckung schützen, daß also die Milz ein zentrales Organ für unser Immunsystem ist? Was? - Wie? - Und Wo? Die Planeten verkörpern, wie schon oft gesagt, Grundnotwendigkeiten des Lebens schlechthin, Grundprinzipien des Lebendigen. Weniger abstrakt formuliert handelt es sich bei diesen Grundprinzipien um Kräfte: Tendenzen zu bestimmten "Handlungen" oder "Abläufen". Andere Worte für diese Kräfte wären: Antriebe oder Impulse. Was bedeuten nun die Tierkreiszeichen? Die Stellung des Mars in den Tierkreiszeichen würde die Art und Weise, in der dieses Prinzip der Selbstbehauptung von einem bestimmten Menschen (Lebewesen), dem Horoskop-Eigner, realisiert wird, symbolisieren. Die Tierkreiszeichen symbolisieren, in anderen Worten, Stilprinzipien, typische Verlaufsformen, Formen der Konkretisierung eines bestimmten Antriebs. Ich werde es an einem Beispiel verdeutlichen: Stünde der Mars bei einem Mensch im Tierkreiszeichen Widder, dann hätten wir es mit dem Typus Mensch zu tun, der, bildlich gesprochen, "eine Burg im Sturm erobert" - oder gar nicht. Es ist ein Mensch, der Dinge, die anstehen, sofort in Angriff nimmt, und der auch sofort "Erfolge" sehen muß, weil der Antrieb sonst schnell erlahmt.
Der Widder verkörpert nämlich ein Stilprinzip,
das mit Vorstellungen wie: etwas in Gang bringen -
schnell und wuchtig - stoßweise - kurz aber intensiv
- auf dem schnellsten Weg zum Ziel assoziiert ist. Der Steinbock verkörpert nämlich ein Stilprinzip, das mit Vorstellungen wie: Konstanter oder stetig steigender Energiefluß - beharrend - nachhaltig - auch bei "Umwegen" das Ziel nicht aus dem Auge verlierend assoziiert ist. Die Planeten symbolisieren also Antriebskräfte und die Stellung der Planeten in den Tierkreiszeichen symbolisiert die unterschiedlichen Formen der Realisierung dieser Antriebe. Die symbolische Bedeutung eines Planeten erfragt man mit dem Fragewort: Was? Welche Kraft, welcher Antrieb wünscht sich zu realisieren? Die symbolische Bedeutung der Tierkreiszeichen erfragt man mit dem Fragewort: Wie? Auf welche Art und Weise, in welcher Form realisiert sich dieser durch den Planeten symbolisierte Antrieb (Impuls)? Die 10 Planeten (im Sinne von "bewegter Himmelskörper, also Sonne und Mond eingeschlossen) sind Bestandteil eines jeden Horoskops. Die verschiedenen Menschen unterscheiden sich also nicht dadurch, welche Planeten in ihrem Horoskop vorhanden sind. Es sind immer alle Planeten vorhanden. Um es in einem Vergleich zu sagen: Die (gesunden) Menschen unterscheiden sich nicht dadurch, welche Organe bei ihnen vorhanden sind. Es sind immer alle Organe vorhanden; das ist eine Grundbedingung dafür, daß der Mensch (Organismus) überhaupt leben kann. Die Menschen unterscheiden sich (u. a.) dadurch, wie diese Planeten angeordnet sind. Sie unterscheiden sich also z. B. dadurch, in welchen Tierkreiszeichen die einzelnen Planten stehen. Durch die Verteilung auf die Tierkreiszeichen erhält jeder "Grundantrieb" im Menschen eine spezielle "Tönung" (die Art, sich zu behaupten, durch die Stellung des Mars in den Tierkreiszeichen; die Art, sich zu "schützen", durch die Stellung des Saturns in den Tierkreiszeichen; usw.). Wer schoneinmal in einem Film einem Kripo-Beamten hat zuschauen können, wie dieser am Computer aufgrund einer Zeugenaussage das Gesicht eines Verdächtigen "zusammenzustellen" versucht, der wird dieses Beispiel jetzt leichter verstehen: Im Computer sind verschiedene Arten von Augen, Nasen, Ohren, Mundpartien, Frisuren usw. gespeichert. Die werden nun am Computerbildschirm kombiniert. Aufgrund der Angaben des Zeugen sucht der Beamte vielleicht zunächst die "passenden" Augen, dann die entsprechende Frisur, Kopfform usw. und setzt so das Gesicht zusammen. Wir Astrologen haben in unserem Horoskop-"Computer" je 12 verschiedene Arten von Monden, Sonnen, Marsen, Saturnen usw. "gespeichert" (je nach Stellung in einem der 12 Tierkreiszeichen). Diese werden nun im individuellen Horoskop-Bild kombiniert. Aufgrund der Stellung der Gestirne setzen wir das "Gesicht" durch die Wahl des "passenden" Mond, der "passenden" Sonne, des "passenden" Mars usw. zusammen. Ähnlich wie bei den Gesichtern am Computerbildschirm anschließend noch ein Zeichner helfen muß, Feinheiten herauszuarbeiten, ist auch die Deutung des Horoskops mit dieser ersten Zusammenstellung nicht abgeschlossen, aber allein durch dieses "Puzzle-Spiel" sind schon (grob überschlagen)
12x12x12x12x12x12x12x12x12x12x12 In Kapitel 3 haben wir, neben den Planeten und den Tierkreiszeichen, noch ein drittes Deutungselement kennengelernt: die Felder (oder Häuser): Während die Tierkreiszeichen grundlegende "Stilprinzipien" (typische Bewegungs- und Strukturmuster) symbolisieren, symbolisieren die Felder grundlegende "Erlebnis-Dimensionen" (Themen, Lebensbereiche, Erlebnis-Felder). Um welche Form von Leben es sich auch immer handeln mag, es wird durch Leben erzeugt (denn nur Leben kann wiederum Leben hervorbringen). Alles Leben hat also Vorfahren (Eltern); alles Leben wird an einem bestimmten Ort "geboren" (Heimat). Die Resonanz für das Thema Herkunft, Vorfahren, Eltern, Heimat spiegelt sich z. B. im 4. Feld wieder (der Abschnitt in Abbild 24, der direkt an das IC anschließt). Um welche Form von Leben es sich auch immer handeln mag, es wird hin-eingeboren in ein Kollektiv von Angehörigen seiner Art. Bei höheren Lebensformen schließen sich eine größere Zahl von Individuen zu Gruppen zusammen (Herde, Stamm, Nation, usw.). Solche Zusammenschlüsse geben sich (schon im Tierreich ) bestimmte "Regeln", wenn auch nicht "explizit". Die Resonanz eines Individuums für das Thema Gesellschaft, Normen, soziale Rolle, "Image" usw. spiegelt sich z. B. im 10. Feld wieder (der Abschnitt in Abbild 24, der direkt an das MC anschließt). Um welche Form von Leben es sich auch immer handeln mag, es ist, um überleben zu können, angewiesen auf Ressourcen, vor allem Nahrung. Die Resonanz eines Indiduums für das Thema "materielle Existenzsicherung" spiegelt sich z. B. im 2. Feld wieder. Die Stellung eines Planeten in den Häusers symbolisiert nun, wo der betreffende Planet sich primär manifestiert. Steht der Planet Mars z. B. im zweiten Feld, dann richtet sich die Aktivität und der Selbstbehauptungswille dieses Mensch besonders auf die Thematik des zweiten Feldes (also materielle Existenzsicherung). Er ist besonders in diesem Bereich aktiv, hat hier eine besondere Begabung zur Selbstbehauptung. Die Art seiner Aktivität wird selbstverständlich davon abhängen, in welchem Tierkreiszeichen sich der Mars befindet. - Wenn Mars sich besonders in Angelegenheiten des zweiten Feldes manifestiert, dann heißt das umgekehrt, daß dieser Mensch, wenn das Thema materielle Existenzsicherung angesprochen ist, spontan marsisch reagieren wird. Ich möchte hier besonders hervorheben, daß der Mars selbstverständlich nicht ausschließlich im Zusammenhang mit der materiellen Existenzsicherung "gelebt" wird. Es ist allerdings das Thema, auf das der marsische Impuls am leichtesten "anspricht". Doch, vergessen wir nicht: Jeder Planet ist an jeder Lebensäußerung beteiligt. Befände sich nun, statt des Mars, der Saturn im zweiten Feld, dann reagiert dieser Mensch auf die Thematik des zweiten Feldes primär saturnisch. Er ist besonders in diesem Bereich vorsichtig, hat hier eine besondere Begabung, sich zu schützen. Es ist leicht einsehbar, daß eine solche Position des Saturn, wenn sie nicht im Gleichgewicht mit den anderen Kräften gehalten wird, wenn sie also "übertrieben" wird, zu Verhaltensweisen führen kann, die andere Menschen als "Geiz" empfinden. Der Geiz jedoch ist aus dieser Konstellation nicht ablesbar. Er ist eine Möglichkeit, wenn die aus dieser Konstellation folgenden "Antriebe" oder "Impulse" nicht im Gleichgewicht gehalten werden können mit den aus anderen Konstellationen folgenden Impulsen (sei es der "jupiterhafte" Impuls zur Großzügigkeit oder der sonnenhafte Impuls der Würde usw.). Die noch fehlende Prise "Pfeffer": Die Aspekte Wie in Kapitel 3 gesehen, bilden alle Planeten paarweise (auf der Ekliptik, also im Tierkreis gemessen) Winkel miteinander, von denen Astrologen bestimmte Gradzahlen (die aus der Teilung des Kreises durch bestimmte ganze Zahlen resultieren) als bedeutsam erachten, und die sie Aspekte nennen. Ganz grob werden zwei Arten von Aspekten unterschieden: die synthetischen und die analytischen. Bilden z. B. Mars und Saturn einen analytischen Aspekt miteinander, dann ist der betreffende Mensch (der Horoskop-Eigner) besonders resonant (empfänglich) für die in diesen beiden Impulsen liegenden Unvereinbarkeiten. Er spricht leichter, als andere Menschen, auf Situationen an, in denen die aus diesen beiden Impulsen resultierenden Verhaltensweisen (tatsächlich oder auch nur vermeintlich) unvereinbar sind. Es ist, wie wenn er eine bestimmte Brille trüge, die manche Strukturen der Realität überdeutlich hervortreten, andere Strukturen dagegen weniger deutlich sichtbar sein läßt. Er empfindet, ganz "instinktiv", einen Widerspruch zwischen dem Impuls, sich zu behaupten, und dem Impuls, sich zu schützen. Er hat das Gefühl: Wenn man sich behaupten will (wenn man kämpft), dann bringt man sich damit in (große) Gefahr. Wenn man sich dagegen hauptsächlich zu schützen versucht, wenn man versucht, Gefahren zu (ver)meiden, dann zahlt man dafür den Preis, zurückstecken zu müssen. "Das ist ein Naturgesetz!" Bilden dagegen Mars und Saturn einen synthetischen Aspekt miteinander, dann ist der betreffende Mensch, der Horoskop-Eigner, besonders resonant für die in diesen beiden Impulsen liegenden Ergänzungsmöglichkeiten. Er spricht leichter, als andere Menschen, auf Situationen an, in denen die aus diesen beiden Impulsen resultierenden Verhaltensweisen sich (tatsächlich oder auch nur vermeintlich) optimal ergänzen. Er empfindet, ganz "instinktiv", daß Selbstbehauptung und Selbstschutz eine Einheit bilden, die sich am besten durch dem Wahlspruch "Angriff ist die beste Verteidigung" ausdrücken läßt. Auch er empfindet dies als ein Naturgesetz. Erst mit zunehmender Reife lernen Menschen, daß die Dinge, die sie für "Naturgesetze" halten, ganz persönliche Sichtweisen, "Vorurteile" sind. Jede dieser Sichtweisen ist "richtig" (kann durch konkrete Erfahrungen meist "belegt" werden). Es geht nicht um "richtig" oder "falsch", sondern um die Fähigkeit zu sehen, daß die eigene Sichtweise nicht allein richtig ist. Es geht also nicht um ein Entweder - Oder, sondern um das Erkennen des Sowohl - Als auch. Ambivalenz, innerer Zwiespalt, ist eine Grund-Dimension der menschlichen Existenz. Astrologisch spiegelt sich diese Dimension in den analytischen Aspekten. Analytische Aspekte sensibilisieren Menschen ganz allgemein für Widersprüche, vielleicht könnte man auch sagen: für Probleme. Ein Übermaß an inneren Konflikten kann quälend wirken, insofern verstehen wir vielleicht, warum die Menschen im Mittelalter die analytischen Aspekte einfach die "schlechten" Aspekte nannten. Doch gerade in der heutigen Zeit wird deutlich, daß mangelndes Problembewußtsein sehr gefährlich sein kann. Abgesehen davon, daß kreative Menschen geradezu von einem gut entwickelten Problembewußtsein leben: Ohne Problembewußtsein gäbe es nur "Komödien" in den Theatern, keine "Dramen". Die in den so ungeheuer beliebten Kriminalromanen und -Filmen so wichtige Spannung ist, astrologisch gesehen, zu einem großen Teil ein "Produkt" analytischer Aspekte. Die Kombination der einzelnen Elemente Wenn ein Astrologe ein Horoskop deutet, dann kombiniert er also zunächst Planeten und Tierkreiszeichen. Er erhält auf diese Weise ein Bild über das Temperament des Horoskop-Eigners. Im Alltag ordnen wir den Menschen ein Temperament zu (wir sagen vielleicht: "Dieser Mensch ist sehr träge."), von dem wir denken, daß es den ganzen Menschen in seiner Wesensart charakterisiert. Ein Astrologe ordnet jeder einzelnen Antriebskraft im Menschen ein eigenes Temperament zu. Die Art seiner Selbstbehauptung kann durch einen ganz anderen Stil gekennzeichnet sein als seine Art, sich gegen andere Menschen abzugrenzen (eine Entsprechung des Saturns, wie wir noch sehen werden). Jeder Planet symbolisiert also durch seine Position in einem bestimmten Tierkreiszeichen eine in einer ganz bestimmten Weise getönte Antriebskraft. Durch die Stellung eines Planeten in den Feldern wird symbolisiert, in welcher Sphäre des Lebens diese durch ein Tierkreiszeichen in einer bestimmten Weise getönte Antriebskraft sich nun akzentuiert auswirkt. So kann es sein, daß ein Mensch im Bereich der materiellen Lebenssicherung sehr aktiv, gar "kämpferisch" vorgeht (Mars im Feld 2), doch wenn es um seine "soziale Position" geht, seine "Image", ist er vielleicht sehr vorsichtig oder gar ängstlich (Saturn in Feld 10). Hätte der betreffende Mensch nun zwischen Saturn und Mars auch noch einen analytischen Aspekt, dann würde er es besonders schwierig empfinden, sich im materiellen Bereich gut durchsetzen zu können und dabei gleichzeitig immer "gut angesehen" zu sein. Er würde vielleicht sagen: "Man muß sich entscheiden: Wenn Du ordentlich Geld verdienen willst, dann kannst Du nicht gleichzeitig bei jedem gut angesehen sein." Mag sein, daß er Kind von Eltern aus der sog. linken "Szene" ist und früh ein sehr negatives Image von den sog. "Kapitalisten" vermittelt bekam. Wenn er dann mit wachsendem Alter ein starkes Bedürfnis (und Talent), "Geld zu machen" spürt, kommt er in einen Konflikt. Es kann aber auch genau so gut sein, daß er in einem "Kapitalisten-Elternhaus" aufwächst, sich aber als Jugendlicher stark zu der sog. "linken Szene" hingezogen fühlt. Wie immer die konkreten Lebensverhältnisse aussehen mögen: Er hat ein "instinktives" Bedürfnis, in seinem Leben einen bestimmten Konflikt zu konstellieren, dadurch daß er sich in bestimmte Situationen bringt, für bestimmte Menschen resonant ist, auf bestimmte Ideen (Gedanken, Weltanschauungen) besonders anzuspricht: Den Konflikt zwischen Mars im zweiten Feld und Saturn im zehnten Feld.
Hätte der betreffende Mensch dagegen einen synthetischen
Aspekt zwischen diesem Mars im zweiten Feld und dem
Saturn im 10. Feld, dann empfände er, daß
man gerade durch Erfolg im Materiellen sein Ansehen
besonders gut wahren kann. Ist dieser Mensch vielleicht
Kind "linker" Eltern, wird er in der Pubertät
möglicherweise "den ganzen sozialen Schwachsinn
seiner 'Alten'" als altmodisch abtun. Er orientiert
sich dann an einer anderen "Bezugsgruppe"
(als die linke Szene seiner Eltern), um seine Anerkennung
zu bekommen. Diese Anerkennung ist ihm (bei Saturn
im 10. Feld) auf jeden Fall ganz besonders wichtig,
daran ändert sich nichts. Die Kunst des Astrologen besteht also darin, zunächst durch die Deutung auf der "symbolischen Ebene" dem Horoskop-Eigner deutlich zu machen, worum es eigentlich geht. Da das, worum es eigentlich geht, tatsächlich sehr allgemein ist und sich für viele Menschen äußerst abstrakt und wenig lebensnah anhört, veranschaulicht der Astrologe durch Beispiele, die sich auf verschiedene Randbedingungen (verschiedene Elternhäuser, vielleicht auch einmal verschiedene kulturelle Zusammenhänge) beziehen, in welcher Form sich das angesprochene Thema häufig bei Menschen konkretisiert. Das Finden solcher (möglicher) Entsprechungen zu einer gegebenen Konstellation ist die eigentliche Kunst des Astrologen: sie verlangt die Fähigkeit, in den vielfältigen Erscheinungen des konkreten Lebens die Muster erkennen zu können, die den astrologischen Symbolen entsprechen. Sie verlangt die Phantasie, ein astrologisches Muster folgerichtig, auf "treffende" (passende) Weise in ein konkretes Beispiel übersetzen zu können.
Astro-Logik ist die Kunst, aus der symbolischen Grundbedeutung
einer Konstellation "folgerichtig" ("logisch")
zu immer konkreteren Entsprechungen fortzuschreiten.
Die Regeln dieser "Logik" sind nicht, wie
die Regeln der Logik in den Wissenschaften, formalisierbar.
Wir erlernen sie am Beispiel. Einen Menschen zu beschreiben ist nicht vergleichbar der Lösung einer Mathematik-Aufgabe. Was immer wir über einen Menschen sagen: Irgendetwas ist daran immer richtig, wenn wir nur lange genug suchen. Bei einer astrologischen Deutung besteht die Kunst darin, die Akzente richtig zu setzen, denn jeder von uns hat in seinem Horoskop alle Planeten, alle Tierkreiszeichen und alle Felder. In meinen Kursen erlebe ich immer wieder, daß meine Schüler eine treffende Deutung sehr wohl erkennen können. Bei einer wirklich guten Deutung sind sich immer alle im Kurs einig. Irgendwie spüren sie: Ja, das ist treffend. Es ist für sie sehr schwer, in Worte zu fassen, warum sie sich so sicher sind. In den Naturwissenschaften haben wir Maßstäbe: Wir haben "Meßgeräte", die bestimmte Parameter "objektiv" messen. Diese Messungen erlauben uns, bei einer Theorie zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. In der Kunst, in der Psychotherapie und in der Astrologie ist der einzige Maßstab (das einzige "Meßgerät") wiederum ein Mensch, weil die Dinge, die dort "gemessen" werden sollen, so komplex sind, daß an die Stelle eines Meßgerätes das "menschliche Urteil" gesetzt werden muß. Und menschliche Urteile sind nicht so "eindeutig" wie Ausschläge eines Zeigers an einem Gerät. Auch die "Eigenschaften" selbstorganisierender Systeme lassen sich nicht mehr "messen". Sie lassen sich nur "beschreiben". Je komplexer die untersuchten Systeme, je mehr muß man auf Eindeutigkeit verzichten. Die Kunst in der Kunst und in der Astrologie besteht darin, diese mangelnde Eindeutigkeit nicht als Vorwand für "Beliebigkeit" zu nehmen. Bei Kunstwerken dauert es manchmal Jahrhunderte, bis die "Größe" eines Entwurfes von den Menschen erkannt wird. Bei astrologischen Deutungen kann es durchaus einmal Jahre dauern, bis ein Mensch die "Wahrheit" einer Deutung zu erkennen sich traut. Manchmal ist aber auch die Deutung einfach falsch - vielleicht deshalb, weil der deutende Astrologe seine Kunst nicht gut genug beherrschte - vielleicht, weil die Geburtszeit versehentlich falsch notiert wurde (beim Standesamt) oder weil es keine "natürliche Geburt" war - vielleicht aber auch, weil der Zusammenhang Kosmos - Mensch kein "mechanischer" Zusammenhang ist, nicht mit der Regelhaftigkeit eines Uhrwerks funktioniert, Unwägbarkeiten enthält, prinzipielle Ungewißheiten, wie wir sie mittlerweile ja sogar auch den Naturwissenschaften kennen : So können wir es bisher z. B. nicht ausschließen, daß es vielleicht Menschen gibt, die für die "Melodie der Planeten" taub sind. |
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© Copyright 1998 Dr. Peter Niehenke [02/Feb/98/TJK] |