Kapitel 7: Einige Beispiele aus der empirischen Astrologie-Forschung
Studien im Rahmen des naturwissenschaftlichen Zugangs
Ein sehr gutes Beispiel für Arbeiten dieser Art
wurde im zweiten Kapitel bereits vorgestellt (das Verhalten
der Austern in Abhängigkeit von der Mondstellung).
LIEBER (1980) gibt in dem Buch, dem dieses Beispiel
entnommen wurde, eine Fülle weiterer Beispiele
für Studien, die einen Zusammenhang zwischen der
Stellung des Mondes und verschiedensten chemischen,
biologischen, medizinischen und sozialen Faktoren belegen.
Besonders beeindruckend sind Studien, in denen die Abhängigkeit
chemischer Reaktionen von kosmischen Bedingungen gezeigt
wird, da diese Studien nicht auf den Nachweis von Korrelationen
zwischen entsprechenden Faktoren beschränkt sind,
sondern experimentell variiert werden können.
Zu den interessantesten Studien zählen solche,
die zeigen, daß die Eigenschaften des Wassers
sich in Abhängigkeit von kosmischen Bedingungen
ändern: der menschliche Körper besteht zu
65 % aus Wasser. Von besonderem Interesse ist dabei,
daß Wasser seine größte "Sensibilität"
für verschiedenste Einflüsse (z. B. auch
solche elektromagnetischer Art) im Temperaturbereich
zwischen 35 und 40 Grad hat: in diesem Temperaturbereich
bewegt sich die Körpertemperatur der meisten Warmblüter
einschließlich des Menschen.
Der Berliner Bakteriologe BORTELS stellte fest, daß
der Gefrierpunkt des Wassers, außer durch die
uns bekannten Faktoren, wie z. B. Luftdruckschwankungen,
auch von kosmischen Bedingungen abhängt. Es scheint
dabei eine Strahlung für die Veränderung
dieser Eigenschaft des Wassers verantwortlich zu sein,
denn wenn BORTELS seinen hermetisch abgeschlossenen
Behälter mit einem Metallschirm umgab, der elektromagnetische
Strahlungen abhält, so hörten die Veränderungen
auf. (EYSENCK/NIAS 1982, 196)
Das am besten gesicherte Ergebnis in dieser Richtung
geht auf Untersuchungen des italienischen Forschers
Giorgio PICCARDI zurück. Seine Ergebnisse, die
sich auf mehrere Hunderttausend Einzeltests stützen,
wurden von verschiedenen Forschern in verschiedenen
Weltgegenden erfolgreich repliziert (DEAN/MATHER 1977,
503ff, EYSENCK/ NIAS 1982, 195ff): PICCARDI stellte
fest, daß chemische Reaktionen in Wasser von
Sonneneruptionen beeinflußt werden. In seinen
Versuchen verwendete er Wismutoxychlorid und beobachtete
die Ausfällgeschwindigkeit, wenn es in destilliertes
Wasser gegossen wurde. Es zeigte sich, daß an
Tagen mit Sonneneruptionen die Geschwindigkeit dieser
chemischen Reaktion sprunghaft anstieg. Noch wesentlicher
aber ist, daß dieser Anstieg der Reaktionsgeschwindigkeit
durch einen Schutzschirm aus Kupferblech verhindert
werden konnte.
Ebenfalls sehr bekannt geworden sind die von Rudolf
STEINER initiierten Forschungen seiner Schülerin
Lili KOLISKO (1929), die das Ausfällen von Metallen
aus Metall-Salz-Lösungen in Abhängigkeit
von bestimmten "Aspekten" der Planeten beobachtete.
In der astrologischen Tradition wird jedem Planeten
ein für ihn typisches Metall zugeordnet, so z.
B. Eisen dem Mars, Gold der Sonne, Silber dem Mond
und Blei dem Saturn. KOLISKO fand, daß die chemische
Reaktion des Ausfällens von Silber (Mond) aus
einer Eisen-Silber-Lösung (Mond-Mars) anders verlief,
wenn Mond und Mars zur Zeit des Experimentes gerade
eine Konjunktion (einen Winkel von 0 Grad) bildeten.
Auch diese Arbeiten wurden von mehreren Forschern wiederholt,
jedoch nicht immer mit dem gleichen Resultat (DEAN/MATHER
1977, 229ff).
Eine Vielzahl von Arbeiten beschäftigt sich mit
den Einflüssen des 11jährigen Sonnenflecken-Zyklus
auf die verschiedensten Vorgänge (u. a. die oben
zitierten Arbeiten von PICCARDI). Unter diesen Studien
sind diejenigen besonders gut bestätigt, die sich
mit dem Zusammenhang von Sonnenflecken und Gesundheit
beschäftigen. So gibt es gut belegte Studien,
die einen Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung
und der Anzahl der weißen Blutkörperchen
im menschlichen Blut festgestellt haben: "Röntgenstrahlen
und Gammastrahlen ließen den Albuminspiegel verhältnismäßig
unbeeinflußt. Nur die Sonnenstrahlung hatte eine
so auffällige Wirkung. Ein möglicher Hinweis
auf die Art der entscheidenden Strahlung ergab sich
aus dem Umstand, daß der Spiegel auch unmittelbar
vor Sonnenaufgang anstieg. Von niedrigerfrequenten
elektrischen Wellen weiß man, daß sie um
diese Zeit ebenso zunehmen wie während einer erhöhten
Sonnenfleckentätigkeit." (EYSENCK/NIAS 1982,
200)
Daß die Sonnenaktivität mit biologischen
Prozessen auf der Erde in vielfältiger Weise zusammenhängen
muß, belegen statistische Studien über Zusammenhänge
zwischen Sonnenaktivität und Unfall-Häufigkeit,
der Zahl der Einlieferungen in psychiatrische Kliniken,
dem Wetter, der Erdbebenhäufigkeit und dem Radioempfang
(referiert bei EYSENCK/NIAS 1982, und DEAN/MATHER 1977).
Für die Astrologie interessant werden diese Studien
aber erst dann, wenn sich ein Zusammenhang zwischen
den Aktivitäten der Sonne und der Stellung der
Planeten nachweisen läßt. In diesem Fall
wäre eine geschlossene "Ursache-Wirkungs-Kette"
von Planeten-Kostellation über die Beeinflussung
der Sonnenaktivität auf biologische, chemische
und biophysikalische Prozesse auf der Erde denkbar.
Einen solchen Zusammenhang zwischen Planeten-Konstellation
und Sonnenaktivität scheinen eine ganze Reihe
von Astronomen anzunehmen: "Seit der Jahrhundertwende
sind Dutzende von Arbeiten von Astronomen und Geophysikern
aus aller Welt veröffentlicht worden, die für
solche Korrelationen sprechen." (LANDSCHEIDT 1984,
66) LANDSCHEIDT selbst bringt in der gleichen Arbeit
besonders überzeugende Belege auf der Grundlage
der durch die Planetenkonstellationen bewirkten Schwingungen
der Sonne um den Massenschwerpunkt des Sonnensystems
(der natürlich nicht identisch ist mit dem Zentrum
der Sonne). Seine Schlußfolgerung lautet: "Nach
Untersuchungen, die zwei Jahrzehnte andauerten, steht
jetzt fest, daß Drehmomentstöße in
der Art des Jahres 1951, welche die Schwingungen der
Sonne um das Massenzentrum antreiben, in einer engen
Beziehung zum Verlauf aller bekannten Zyklen solarer
Aktivität stehen. Dieser Zusammenhang ist so zuverlässig,
daß er praktische Vorhersagen möglich macht."
(a. a. O., 79)
Die wenigen hier erwähnten Studien deuten Zusammenhänge
an, die zu verfolgen doch so "spannend" sein
müßte, daß Wissenschaftler sich über
eine derartige Aufgabe in dem heutzutage durch Zersplitterung
in kleinste Teile gekennzeichneten und als Folge davon
oft zur Routine erstarrten Forschungsbetrieb eigentlich
nur freuen könnten. Doch: "Hier müssen
wir, wie so oft in diesem Buch, bedauernd feststellen,
daß interessante und gut durchgeführte Forschungsarbeiten
mit wichtigen Resultaten nicht repliziert oder weiterverfolgt
wurden - vielleicht, weil Wissenschaftler Angst davor
haben, als Quacksalber etikettiert zu werden, wenn
sie sich mit vermuteten Wirkungen beschäftigen,
für die sich nicht sofort eine physikalische Erklärung
findet." (EYSENCK/NIAS, 1982, 203)
Die Arbeiten der GAUQUELINs
Es ist unmöglich, hier eine vollständige Übersicht
über das mehr als 40jährige Schaffen Michel
GAUQUELINs und seiner Frau Françoise zu geben.
Ohne auf Einzelheiten der sehr komplexen statistischen
und demographischen Methodenprobleme einzugehen, sollen
einige Ergebnisse dargestellt werden, die mittlerweile
"klassisch" zu nennen sind, u. a. den sog.
"Mars-Effekt" in den Horoskopen von Sport-Champions,
der in mehreren (von GAUQUELIN unabhängigen) Untersuchungen
mit Daten aus verschiedenen Ländern immer wieder
repliziert werden konnte.
Die astronomischen Grundlagen
In der Astrologie werden, wie in Kapitel 3 gezeigt wurde,
zwei verschiedenen Bewegungen der Gestirne unterschieden:
Eine Bewegung der Planeten durch den Tierkreis, die
auf der Revolution der Planeten um die Sonne beruht;
eine andere Bewegung von Aufgang-Kulmination-Untergang
eines jeden Planeten, die auf der Rotation der Erde
um sich selbst beruht. GAUQUELINs Arbeiten beschäftigen
sich (nach erfolglosen Versuchen, die Bedeutung der
Tierkreiszeichen statistisch zu erhärten) nahezu
ausschließlich mit dieser zweiten Bewegung der
Planeten.
In der astrologischen Tradition hat ein Planet, der
gerade aufgeht, eine besondere Bedeutung. Man sprach
im Mittelalter davon, daß jemand ein "Jupiter-Kind"
oder ein "Mars-Kind" sei, wenn Jupiter oder
Mars im Moment der Geburt gerade am Horizont aufgegangen
waren - diese Planeten-Kinder-Typologie war damals
ähnlich populär wie die heutige Tierkreiszeichen-Typologie.
Ebenso hat die Stellung eines Planeten in der Kulmination
(am höchsten Punkt des Himmels) astrologisch schon
immer eine besondere Bedeutung gehabt - analog der
Mittagsstellung der Sonne, der Stellung der intensivsten
Sonneneinstrahlung.
Abbild 19
Für seine Untersuchungen unterteilte GAUQUELIN
den durch die Rotation der Erde entstehenden scheinbaren
Bogen, den jeder Planet am Himmel zieht, beginnend
vom Moment des Aufgangs dieses Planeten an, in 36 Abschnitte
(Sektoren), die so gewählt sind, daß jedem
Abschnitt im Durchschnitt die gleiche Aufenthaltsdauer
des Planeten entspricht (siehe Abbild 19, Einzelheiten
in GAUQUELIN 1983, umfassender in GAUQUELIN 1957, eine
kurze Zusammenfassung der astronomischen Probleme gibt
MÜLLER 1986). Seine Methode besteht darin, für
jede untersuchte Person anhand der Geburtsdaten auszurechnen,
in welchem Sektor sich die einzelnen Planeten im Moment
der Geburt dieser Person befunden haben.
Bei einer genügend groß gewählten Zufalls-Stichprobe
von Personen ergibt sich, daß für jeden
Planeten und jeden der 36 Sektoren eine gleiche Aufenthaltswahrscheinlichkeit
besteht. Diesen Sachverhalt veranschaulicht die Grafik
in Abb. ?: Die Häufigkeit, mit der ein bestimmter
Planet in einer untersuchten Gruppe im Moment der Geburt
in einem bestimmten Sektor zu finden war, wird durch
den Abstand vom Mittelpunkt symbolisiert. Bei einer
gleichmäßigen Verteilung auf alle 36 Sektoren
erhält man dann (nahezu) einen Kreis (ein regelmäßiges
36-Eck). Der Kreis veranschaulicht also die "theoretische
Verteilung" (die Zufalls-Erwartung).
Der "Mars-Effekt"
Bei der Untersuchung verschiedener Berufsgruppen stellte
GAUQUELIN nun statistisch auffällige Abweichungen
in der Verteilung bestimmter Planeten auf die Sektoren
fest: So befand sich z. B. der Planet Mars bei einer
Gruppe von 576 Mitgliedern der französischen Akademie
für Medizin zur Zeit ihrer Geburt wesentlich häufiger
in den Sektoren nach dem Aufgang und nach der Kulmination
als es bei einer Zufallsverteilung zu erwarten wäre,
ebenso auffällig war die Verteilung des Planeten
Saturn. Im Sinne der mittelalterlichen Planeten-Kinder-Typologie
wären diese Ärzte also vorwiegend "Mars-Kinder"
und/oder "Saturn-Kinder" gewesen.
Es ist für die Wertung dieses Ergebnis wichtig,
zwei Dinge hervorzuheben: Zum einen verwendeten die
GAUQUELINs für ihre Studien nur die Geburtsdaten
von Menschen, die in dem von ihnen untersuchten Beruf
hervorragendes geleistet hatten. Sie wurden dabei von
der Vorstellung geleitet, daß bei solchen Menschen
die für diesen Beruf typischen Merkmale in besonders
ausgeprägter Form vorhanden und damit leichter
nachweisbar sein müßten. Zum anderen ist
das Erstaunliche an ihrem Resultat (und späteren
Resultaten), daß die zu den jeweiligen Berufsgruppen
gefundenen Planeten in ihrer symbolischen Bedeutung
gut mit dem übereinstimmten, was man als typisch
für den entsprechenden Beruf ansehen kann. Etwas
vereinfacht ausgedrückt, haben die GAUQUELINs
auf statistischem Wege die mittelalterliche Planeten-Kinder-Typologie
in wesentlichen Teilen bestätigt.
Die GAUQUELINs untersuchten die verschiedensten Berufsgruppen
mit Daten aus verschiedenen europäischen und außereuropäischen
Ländern. Sie sammelten zu diesem Zweck standesamtlich
gesicherte Geburtsdaten von mehr als 20.000 berühmten
Persönlichkeiten, die sie, um die Nachprüfung
ihrer Ergebnisse zu erleichtern, in regelmäßigen
Abständen veröffentlichen (GAUQUELIN 1970,
1971, 1982, 1984). Zu den von ihnen untersuchten Berufsgruppen
zählen Sportler, Militärs, Politiker, Wissenschaftler,
Schauspieler, Schriftsteller, Maler, Musiker, (Wirtschafts-)
Manager und Mediziner. Von jeder Berufsgruppe wurden
nur "hervorragende" Vertreter in ihre Untersuchungen
einbezogen: Mitglieder der Akademie der Wissenschaften,
Sport-Champions, preisgekrönte Künstler usw.
Für jede Berufsgruppe untersuchten sie die Verteilung
der Planeten auf die von Michel GAUQUELIN definierten
Sektoren (s. o.). In Abb. 20 sieht man die Verteilung
des Planeten Mars für eine Gruppe von etwa 2.000
Sport-Champions (durchgezogene Linie): Die Verteilung
zeigt, daß Sport-Champions häufiger geboren
werden, wenn Mars gerade aufgeht oder kulminiert (sie
haben einen "martialischen" Charakter). Da
diese Verteilung des Mars für Sport-Champions
in mehreren unabhängig voneinander durchgeführten
Studien mit Daten aus verschiedenen Ländern immer
wieder bestätigt werden konnte (EYSENCK/NIAS,
1982, 274ff), zuletzt durch MÜLLER (1986), spricht
man in der Literatur allgemein von dem "Mars-Effekt".
Abbild 20
Eine ähnliche Verteilung des Planeten Mars finden
wir, außer bei den oben erwähnten Medizinern
und Sportlern, noch in der Berufsgruppe der Soldaten
und Wissenschaftler (hier zusammen mit Saturn). Im
Gegensatz dazu erscheint Mars in den entsprechenden
Sektoren signifikant seltener bei der Berufsgruppe
der Schriftsteller, Maler und Musiker. In den Horoskopen
dieser Berufsgruppen nimmt dagegen der Mond häufiger
den Platz ein, der bei Sportlern durch Mars eingenommen
wird; Mond dagegen ist, vice versa, in der Berufsgruppe
der Sportler in diesen Sektoren unterrepräsentiert.
Schließlich finden wir Jupiter in ähnlicher
Verteilung bei Schauspielern und Politikern.
Die "Character-Traits-Method"
Die GAUQUELINs nahmen nun an, daß nicht etwa der
Beruf selbst mit den Position bestimmter Planeten bei
der Geburt korreliert, sondern daß es bestimmte
Persönlichkeitsmerkmale sind, die für Erfolg
in dem jeweiligen Beruf besonders prädestinieren.
Zur Überprüfung dieser Hypothese entwickelten
sie die sog."Character-Traits-Method": Es
handelt sich dabei um eine Methode, objektiv festzulegen,
wann einer bestimmten Person eine bestimmte Eigenschaft
zugeschrieben werden soll. Sie arbeiteten dazu die
Biografien jener Sport-Champions durch, die in ihre
bisherigen Untersuchungen eingegangen waren. Aus diesen
Biografien sammelten sie sämtliche Eigenschaftszuschreibungen,
die in diesen Biografien zur Kennzeichnung der beschriebenen
Personen verwendet worden waren. Jede Zuschreibung,
die das Kriterium, mit einer bestimmten Mindesthäufigkeit
genannt worden zu sein, erfüllte, wurde als charakterisierende
Eigenschaft der entsprechenden Person in eine Liste
eingetragen. Sie erhielten so für jede Person
einen set von diese Person charakterisierenden Adjektiven.
Über die Angemessenheit einer solchen Festlegung:
"Eine Person ist impulsiv, wenn in ihren Biografien
diese Kennzeichnung ihres Wesens mindestens zehnmal
auftaucht", kann man sicher streiten, doch der
Erfolg spricht zunächst für die GAUQUELINs:
Abbild 21
In einer neuen Statistik verglichen sie solche Sport-Champions,
denen in den Biografien ein "eiserner Wille"
zugechrieben worden war, mit denjenigen, von denen
z. B. häufiger ausgesagt wurde, sie hätten
weit mehr erreichen können, wenn sie einen stärkeren
Willen (z. B. zum Trainieren) gehabt hätten. Das
Ergebnis sehen wir in Abb. 21. Wie man sieht, wurde
ihre Hypothese bestätigt. Während die "willens-starken"
Sportler eine Verteilung aufweisen, die der charakteristischen
Verteilung der ganzen Gruppe entspricht, ist die Verteilung
der "willens-schwachen" Sportler entgegengesetzt.
Umgekehrt konnten die GAUQUELINs nun für jede der
Eigenschaftszuschreibungen überprüfen, inwieweit
sie als charakteristisch für einen bestimmten
Planeten anzusehen war, indem sie für die Gruppe
von Personen, denen diese Eigenschaft gemeinsam war,
die Verteilung des betreffenden Planeten auf die Sektoren
untersuchten. Auf diese Weise erhielten sie für
jeden untersuchten Planeten eine empirisch ermittelte
Liste von "Schlüsselworten" (key-words).
Das wirklich Erstaunliche an diesen Schlüsselworten
ist, daß sie sich beinahe lesen wie Beschreibungen
aus einem Astrologie-Lehrbuch zu den jeweiligen Planeten-Bedeutungen
(GAUQUELIN, F., 1982). Erstaunlich ist das deshalb,
weil diese Charakterisierungen ja auf eine strikt "empirische"
Weise ermittelt wurden durch ein Verfahren, das in
dem Sinne objektiv ist, daß es von jedermann
in gleicher Weise nachvollzogen werden kann. Darin
liegt auch die nicht zu überschätzende Bedeutung
dieser Arbeiten der GAUQUELINs. Dennoch darf man diese
Ergebnisse nicht so interpretieren, als hätten
die GAUQUELINs damit "die Bedeutung der Planeten"
erfaßt, denn sie können nur das an Bedeutung
finden, das ihre Methode zu finden erlaubt. Sie gingen
aus von isolierten Eigenschaftszuschreibungen, wie
sie von bestimmten Menschen, nämlich den Biografen,
vorgenommen wurden. Sie können also auch nur auf
der Ebene dieser so "definierten" Charakter-Merkmale
etwas über die Bedeutung der Planeten-Symbole
"erfahren". Ihre Methode, deren unschätzbarer
Vorteil gerade in ihrer Einfachheit und leichten Objektivierbarkeit
liegt, ist nämlich nicht geeignet, mehr als ein
"holzschnitt-artiges" Bild der Charakter-Struktur
einer Person zu entwerfen, bestehend aus einer Sammlung
von "Etiketten". Die beschreibenden Begriffe
werden in den jeweiligen Biografien durch den Kontext
nuanciert und in eine "Gestalt" integriert,
so daß sie dort mehr sind als Etiketten. Das
reine Auszählen löst sie aus diesem Zusammenhang
und macht sie zu Einzelteilen eines Puzzles .
Aus all den genannten Gründen war bei einer derartig
"groben Messung" im voraus ein solches Ergebnis,
wie die GAUQUELINs es dann erhalten haben, nicht zu
erwarten. - Es kommt in den Wissenschaften offensichtlich
manchmal darauf an, mit einem gewissen "Spürsinn"
für den erfolgreichen Weg auszuprobieren.
Und mit diesem Spürsinn ist den GAUQUELINs bei
dieser Methode ein Kunstgriff besonderer Art geglückt:
Indem sie Biografien als Ausgangs-Daten nehmen, die
ja von "gestalt-sensiblen" menschlichen Wesen
verfaßt werden, sind in ihrer Methode "ganzheitliche
Urteile" enthalten, die zudem ein hohes Maß
an Subjektivität aufweisen. Diese "Subjektivität"
der Urteile, auf denen ihre Ausgangsdaten gründen,
wird durch das scheinbar mechanische Auszähl-Verfahren
nur verwischt. Es ist jedoch plausibel anzunehmen,
daß diese Subjektivität, anders als bei
der Beurteilung eines Gutachtens durch die betroffene
Person (oder ihren Biografen...), sich nicht zugunsten
der astrologischen Hypothese auswirkt, da die Biografie
nicht im Hinblick darauf konzipiert worden ist. Das
Urteil des Biografen ist also unverdächtig; darin
allein liegt seine "Objektivität" begründet.
Widersprüche zur astrologischen Tradition
Aus der Sicht der Astrologen haben diese beachtenswerten
Untersuchungen leider eine Reihe von "Schönheitsfehlern":
Bisher haben die Forschungen der GAUQUELINs nämlich
nur für 5 der 10 in der Astrologie bedeutsamen
Himmelskörper, nämlich für Mond, Venus,
Mars, Jupiter und Saturn statistisch auffällige
Resultate erbracht, nicht dagegen für die Planeten
Merkur, Uranus, Neptun, Pluto und, vor allem, auch
nicht für die Sonne. Es bleibt, sollte sich dies
nicht ändern, ein großes Rätsel, wieso
"die Alten" in der Beschreibung der fünf
"signifikanten" Planeten so treffend beobachtet
haben, sich dagegen in der Beschreibung von Merkur
und Sonne (Uranus, Neptun und Pluto wurden erst in
den letzten zwei Jahrhunderten entdeckt) so getäuscht
haben sollten.
Eine mögliche Erklärung dafür, daß
bei den GAUQUELIN'schen Studien für Merkur und
Sonne keine Resultate erzielt wurden, könnte darin
gründen, daß Merkur und Sonne aus astronomischen
Gründen in geozentrischer Sicht immer nah beieinander
stehen und daher ihre Bedeutungen mit den GAUQUELIN'schen
Methoden schwer zu differenzieren sind (sie halten
sich oft in den gleichen oder nah beieinanderliegenden
Sektoren gleichzeitig auf). Nun sind die Effekte, die
die GAUQUELINs erhalten, sehr schwach (und nur aufgrund
der großen Zahlen an Personen statistisch so
signifikant); eine Überlagerung von Bedeutungen
zweier recht unterschiedlicher Planeten kann also potentielle
Effekte "zum Verschwinden bringen".
Die bedeutsamste Einschränkung der GAUQUELIN'schen
Forschungsergebnisse inbezug auf die Vereinbarkeit
mit der astrologischen Tradition besteht darin, daß
sie mit der hier vorgestellten Methode keinerlei Zusammenhänge
finden konnten, die für einen "Effekt"
der Tierkreiszeichen sprechen. Planeten und Tierkreiszeichen
werden in der Astrologie mit der gleichen Selbstverständlichkeit
benutzt. Wir stehen also vor der Tatsache, daß
die astrologische Tradition in der Charakterisierung
der Planetenbedeutungen (zumindest in einigen Fällen)
"ins Schwarze getroffen" hat, daß aber
eine mit gleicher Selbstverständlichkeit seit
Jahrtausenden benutzte Tierkreis-Typologie empirisch
nicht bestätigt werden kann. Dieser Widerspruch
war der eigentliche Auslöser für eine vom
Verfasser vorgelegte Dissertation (NIEHENKE 1987).
|