Kapitel 6.1: Studien im Rahmen des naturwissenschaftlichen Zugangs In ihrem Überblick über empirische Studien zur Astrologie zwischen 1900 und 1976 finden DEAN/MATHER (1977) kaum eine Untersuchung, die den heute üblichen methodischen Standards in den Sozialwissenschaften gerecht wird. In diesem Kapitel sollen daher zu jedem der fünf im vorangegangenen Kapitel aufgezeigten Forschungswege (*115) nur einige Studien exemplarisch herausgegriffen werden, die dem Verfasser als die bedeutendsten erscheinen. Besonderes Augenmerk wird bei der Diskussion der jeweiligen Arbeiten auf die Frage der angemessenen Operationalisierung der untersuchten Merkmale gerichtet werden, da diese Frage entscheidend für die Bewertung der Aussagekraft einer Untersuchung ist. Unproblematisch ist dieser Aspekt allerdings bei den Studien im Rahmen des naturwissenschaftlichen Zugangs. 6.1 Studien im Rahmen des naturwissenschaftlichen Zugangs Ein sehr gutes Beispiel für Arbeiten dieser Art wurde im zweiten Kapitel bereits vorgestellt (das Verhalten der Austern in Abhängigkeit von der Mondstellung). LIEBER (1980) gibt in dem Buch, dem dieses Beispiel entnommen wurde, eine Fülle weiterer Beispiele für Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Stellung des Mondes und verschiedensten chemischen, biologischen, medizinischen und sozialen Faktoren belegen. Besonders beeindruckend sind Studien, in denen die Abhängigkeit chemischer Reaktionen von kosmischen Bedingungen gezeigt wird, da diese Studien nicht auf den Nachweis von Korrelationen zwischen entsprechenden Faktoren beschränkt sind, sondern experimentell variiert werden können. Zu den interessantesten Studien zählen solche, die zeigen, daß die Eigenschaften des Wassers sich in Abhängigkeit von kosmischen Bedingungen ändern: der menschliche Körper besteht zu 65 % aus Wasser. Von besonderem Interesse ist dabei, daß Wasser seine größte "Sensibilität" für verschiedenste Einflüsse (z. B. auch solche elektromagnetischer Art) im Temperaturbereich zwischen 35 und 40 Grad hat: in diesem Temperaturbereich bewegt sich die Körpertemperatur der meisten Warmblüter einschließlich des Menschen. Der Berliner Bakteriologe BORTELS stellte fest, daß der Gefrierpunktdes Wassers, außer durch die uns bekannten Faktoren, wie z. B. Luftdruckschwankungen, auch von kosmischen Bedingungen abhängt. Es scheint dabei eine Strahlung für die Veränderung dieser Eigenschaft des Wassers verantwortlich zu sein, denn wenn BORTELS seinen hermetisch abgeschlossenen Behälter mit einem Metallschirm umgab, der elektromagnetische Strahlungen abhält, so hörten die Veränderungen auf. (EYSENCK/NIAS 1982, 196) Das am besten gesicherte Ergebnis in dieser Richtung geht auf Untersuchungen des italienischen Forschers Giorgio PICCARDI zurück. Seine Ergebnisse, die sich auf mehrere Hunderttausend Einzeltests stützen, wurden von verschiedenen Forschern in verschiedenen Weltgegenden erfolgreich repliziert (DEAN/MATHER 1977, 503ff, EYSENCK/ NIAS 1982, 195ff): PICCARDI stellte fest, daß chemische Reaktionen in Wasser von Sonneneruptionen beeinflußt werden. In seinen Versuchen verwendete er Wismutoxychlorid und beobachtete die Ausfällgeschwindigkeit, wenn es in destilliertes Wasser gegossen wurde. Es zeigte sich, daß an Tagen mit Sonneneruptionen die Geschwindigkeit dieser chemischen Reaktion sprunghaft anstieg. Noch wesentlicher aber ist, daß dieser Anstieg der Reaktionsgeschwindigkeit durch einen Schutzschirm aus Kupferblech verhindert werden konnte. Ebenfalls sehr bekannt geworden sind die von Rudolf STEINER initiierten Forschungen seiner Schülerin Lili KOLISKO (1929), die das Ausfällen von Metallen aus Metall-Salz-Lösungen in Abhängigkeit von bestimmten "Aspekten" der Planeten (siehe Kap. 2) beobachtete. In der astrologischen Tradition wird jedem Planeten ein für ihn typisches Metall zugeordnet, so z. B. Eisen dem Mars, Gold der Sonne, Silber dem Mond und Blei dem Saturn. KOLISKO fand, daß die chemische Reaktion des Ausfällens von Silber (Mond) aus einer Eisen-Silber-Lösung (Mond-Mars) anders verlief, wenn Mond und Mars zur Zeit des Experimentes gerade eine Konjunktion (einen Winkel von 0 Grad) bildeten. Auch diese Arbeiten wurden von mehreren Forschern wiederholt, jedoch nicht immer mit dem gleichen Resultat (DEAN/MATHER 1977, 229ff). Eine Vielzahl von Arbeiten beschäftigt sich mit den Einflüssen des 11jährigen Sonnenflecken-Zyklus auf die verschiedensten Vorgänge (u.a. die oben zitierten Arbeiten von PICCARDI). Unter diesen Studien sind diejenigen besonders gut bestätigt, die sich mit dem Zusammenhang von Sonnenflecken und Gesundheit beschäftigen. So gibt es gut belegte Studien, die einen Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und der Anzahl der weißen Blutkörperchen im menschlichen Blut festgestellt haben: "Röntgenstrahlen und Gammastrahlen ließen den Albuminspiegel verhältnismäßig unbeeinflußt. Nur die Sonnenstrahlung hatte eine so auffällige Wirkung. Ein möglicher Hinweis auf die Art der entscheidenden Strahlung ergab sich aus dem Umstand, daß der Spiegel auch unmittelbar vor Sonnenaufgang anstieg. Von niedrigerfrequenten elektrischen Wellen weiß man, daß sie um diese Zeit ebenso zunehmen wie während einer erhöhten Sonnenfleckentätigkeit." (EYSENCK/NIAS, 1982, 200) Daß die Sonnenaktivität mit biologischen Prozessen auf der Erde in vielfältiger Weise zusammenhängen muß, belegen statistische Studien über Zusammenhänge zwischen Sonnenaktivität und Unfall-Häufigkeit, der Zahl der Einlieferungen in psychiatrische Kliniken, dem Wetter, der Erdbebenhäufigkeit und dem Radioempfang (referiert bei EYSENCK/NIAS 1982, und DEAN/MATHER 1977). Für die Astrologie interessant werden diese Studien aber erst dann, wenn sich ein Zusammenhang zwischen den Aktivitäten der Sonne und der Stellung der Planeten nachweisen läßt. In diesem Fall wäre eine geschlossene "Ursache-Wirkungs-Kette" von Planeten-Kostellation über die Beeinflussung der Sonnenaktivität auf biologische, chemische und biophysikalische Prozesse auf der Erde denkbar. Einen solchen Zusammenhang zwischen Planeten-Konstellation und Sonnenaktivität scheinen eine ganze Reihe von Astronomen anzunehmen: "Seit der Jahrhundertwende sind Dutzende von Arbeiten von Astronomen und Geophysikern aus aller Welt veröffentlicht worden, die für solche Korrelationen sprechen." (LANDSCHEIDT 1984, 66) LANDSCHEIDT selbst bringt in der gleichen Arbeit besonders überzeugende Belege auf der Grundlage der durch die Planetenkonstellationen bewirkten Schwingungen der Sonne um den Massenschwerpunkt des Sonnensystems (der natürlich nicht identisch ist mit dem Zentrum der Sonne). Seine Schlußfolgerung lautet: "Nach Untersuchungen, die zwei Jahrzehnte andauerten, steht jetzt fest, daß Drehmomentstöße in der Art des Jahres 1951, welche die Schwingungen der Sonne um das Massenzentrum antreiben, in einer engen Beziehung zum Verlauf aller bekannten Zyklen solarer Aktivität stehen. Dieser Zusammenhang ist so zuverlässig, daß er praktische Vorhersagen möglich macht." (a. a. O., 79)
Die wenigen hier erwähnten Studien deuten Zusammenhänge
an, die zu verfolgen doch so "spannend" sein
müßte, daß Wissenschaftler sich über
eine derartige Aufgabe in dem heutzutage durch Zersplitterung
in kleinste Teile gekennzeichneten und als Folge davon
oft zur Routine erstarrten Forschungsbetrieb eigentlich
nur freuen könnten. Doch: "Hier müssen
wir, wie so oft in diesem Buch, bedauernd feststellen,
daß interessante und gut durchgeführte Forschungsarbeiten
mit wichtigen Resultaten nicht repliziert oder weiterverfolgt
wurden - vielleicht, weil Wissenschaftler Angst davor
haben, als Quacksalber etikettiert zu werden, wenn
sie sich mit vermuteten Wirkungen beschäftigen,
für die sich nicht sofort eine physikalische Erklärung
findet." (EYSENCK/NIAS, 1982, 203) |
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