Kapitel 6.3: Der "experimentelle" Zugang: Zuordnungs-Tests Mit finanzieller Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und großem personellen und methodischen Aufwand führte in den Jahren 1952 bis 1955 das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg, dessen Leitung Prof. Dr. Hans Bender innehat, eine "Untersuchung wissenschaftlich nicht anerkannter Deutungs- und Beratungspraktiken" durch, die hauptsächlich der Untersuchung der Validität astrologischer Aussagen diente. Leider sind die Ergebnisse dieser großen Untersuchung nie zusammenhängend veröffentlicht worden. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde eine Re-Analyse der Ergebnisse mit verfeinerten statistischen Methoden vorgenommen (KÖBERL 1984), die Ergebnisse dieser Re-Analyse wurden in einem Artikel zusammenfassend dargestellt (KÖBERL 1984a). Eine Wiederholung bestimmter Teile der Untersuchung im Rahmen einer Dissertation unternahm WERTHMANN (1968) und legte Methodik und Ergebnisse in drei Artikeln zusammenfassend dar (1971, 1972, 1973). Um der Astrologie ein möglichst große Chance zu geben, wurden verschiedene Versuchsreihen mit unterschiedlichem methodischen Vorgehen konzipiert (siehe auch Abschnitt 6.4), unter anderem auch Zuordnungs-Tests. Ein Beispiel für einen solchen Test aus der Anfangsphase dieser Untersuchung scheint wenig nachahmenswert, da er eine Dimension zum Gegenstand der Untersuchung erhob, über die mit astrologischen Mitteln keine Aussage abgeleitet werden kann: Kriminalität (siehe Anm. 109 u. 110 sowie Abschnitt 5.4). Außer Kriminalität wurden in der gleichen Versuchsreihe materieller Erfolg, psychisch abnormes Verhalten, Berufs-Versagen und Unfall-Neigung untersucht. Im letzteren Fall bestand die Zuordnungs-Aufgabe für die Astrologen darin, aus 5 Horoskopen das eine herauszufinden, dessen Eigner in mehrere schwere selbstverschuldete Unfälle verwickelt war. Es überrascht nicht, daß die Zuordnungs-Versuche insgesamt zu keinem signifikanten Resultat führten (KÖBERL 1984, 57ff), eine Ausnahme bildete lediglich die Kategorie "Unfäller": Hier wählten 67 von 111 teilnehmenden Astrologen das richtige Horoskop. *122
Ein Zuordnungs-Test neueren Datums sorgte im Jahre 1985
für weltweite Publizität seines Autors Shawn
CARLSON (1985). Astrologen hatten Horoskope den Profilen
des California Personality Inventory (CPI) zuzuordnen:
Sie erhielten das Horoskop einer Testperson sowie drei
Profile des CPI (eines davon von der Testperson, zwei
davon zufällig aus der Gesamtgruppe der Testpersonen
gewählt), und ihre Aufgabe bestand darin, das
Horoskop dem richtigen Profil zuzuordnen. Das Experiment
führte zu keinem signifikanten Resultat. Es erscheint
allerdings auch äußerst fraglich, ob die
Operationalisierung der Persönlichkeits-Struktur
in Form des CPI-Testprofiles der Astrologie gerecht
wird. Auch EYSENCK bezweifelt dies (speziell für
den CPI) und hat diesen Zuordnungstest ausführlich
kritisiert (1985). Interessant ist vielleicht noch,
daß die Testpersonen selbst nicht in der Lage
waren, nach entsprechender Erläuterung ihr eigenes
Testprofil zu identifizieren. |
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