Kapitel 6.4: Vergleich astrologischer Deutungen mit Selbst- oder Fremdbeurteilungen einer Person Im Rahmen der Untersuchung am Institut für Grenzgebiete, von der im vorherigen Abschnitt bereits die Ergebnisse der Zuordnungs-Tests vorgestellt wurden, wurde auch eine Methode im Sinne dieses Untersuchungs-Designs entwickelt, der sog. "Fraktionierte Verifikations-Test (FVT)", mit dessen Erstellung eigens für diese Untersuchung ein Gutachterteam unter der Leitung des damaligen Direktors des Psychologischen Instituts der Universität Freiburg, Prof. HEISS, betraut worden war. Dieser Test erwies sich als ein Erfolg. "Zunächst wurde mit der Zielperson, die das Institut zu einer Beratung aufgesucht hatte, eine ausführliche psychodiagnostische Untersuchung durchgeführt (...). Dann formulierte jeder einzelne Gutachter acht Aussagen-Paare über vorher festgelegte Persönlichkeitsbereiche der Versuchsperson, wovon je eine Aussage zutreffend und eine nicht zutreffend sein sollte. Schließlich wurden alle Aussagen vermischt und in einer Gruppensitzung von allen Team-Mitgliedern beurteilt. Es stellte sich heraus, daß unter den Psychologen eine bemerkenswerte Uneinigkeit über die jeweils am besten zutreffende Aussage herrschte, ... (Hervorhebung durch Verf.). Man einigte sich schließlich auf die Bildung von acht Gruppen zu je fünf Aussagen, die zwischen 'völlig zutreffend' und 'völlig unzutreffend' abgestuft wurden." (KÖBERL 1984, 67) Die Astrologen hatten die jeweils richtige Aussage einfach anzukreuzen. In sechs der acht Aussagen-Gruppen gaben über 60 % der Astrologen die richtige Lösung an (in einer dieser sechs Gruppen sogar 85 %), in einer siebten Aussage-Gruppe wurde die Aussage am häufigsten gewählt, die von den Psychologen an die zweite Stelle gesetzt worden war. Bedenkt man die Uneinigkeit der Psychologen über die am besten zutreffende Aussage, so ist auch dies als ein Erfolg zu werten. Nur in einer der acht Gruppen wählten die Astrologen die falsche Aussage. - Das Ergebnis der Auswertung dieses Tests war hochsignifikant (diese positive Einschätzung wird allerdings in einem neueren Artikel von TIMM & KÖBERL (1987) erheblich relativiert). In der erwähnten Studie von WERTHMANN (1968) wurde ebenfalls ein Zuordnungstest durchgeführt, bei dem astrologische, graphologische und testpsychologische Gutachten mit den Biografien der Testpersonen verglichen wurden. Dieser Vergleich bzw. die Zuordnung erfolgte durch Mitglieder des Psychologischen Instituts der Universität Freiburg, die "Herkunft" der Gutachten (graphologisch, astrologisch oder testpsychologisch) war für die Zuordner nicht erkennbar. Die Biografien wurden, ebenfalls von Mitgliedern des Psychologischen Instituts, auf der Basis ausführlicher anamnestischer Interviews erstellt. Die Ergebnisse waren für alle drei eingesetzen Verfahren gleich "mittelmäßig": Einer kleineren Anzahl von recht eindeutig "stimmigen" Gutachten standen eine ebenso kleinere Anzahl eindeutig "falscher" Gutachten gegenüber, dazwischen gab es eine große Zahl von Gutachten, bei denen eine klare Einordnung kaum möglich war. "Je detaillistischer die Zuordnungs- und Kontrollmethoden werden, um so schlechter fallen die Ergebnisse aus. ... es ist vorläufig schwer abzuschätzen, inwieweit nicht die das Gestaltbild zerstörende Methodik daran schuld ist. In unserer Untersuchung zeigt sich jedenfalls, daß dieser Effekt sowohl für die wissenschaftlich anerkannten wie auch die wissenschaftlich nicht anerkannten Praktiken in annähernd derselben Weise eintrat." (WERTHMANN, 1973) In der unter 6.3 bereits erwähnten Studie von CARLSON wurde u.a. auch geprüft, ob Testpersonen in der Lage sind, ihr eigenes Gutachten aus 3 Gutachten herauszufinden. Wie oben bereits erwähnt, waren sie nicht in der Lage, ihr eigenes CPI-Profil auszuwählen. Das gleiche Resultat ergab sich auch bei der Wahl der astrologischen Gutachten.
Zum Rahmen der durch diese Methode abgesteckten Fragestellung
gehört auch eine Untersuchung der Ergebnisse astrologischer
Beratungsgespräche aus der Sicht des Klienten,
wie sie der Verfasser in Form einer Leserbefragung
in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift ESOTERA durchgeführt
hat (ESOTERA 2/86 und 2/87): Die Leser wurden gebeten,
Ihre Erfahrungen mit Astrologen anhand eines vorbereiteten
Fragebogens darzustellen. Leider nahmen an dieser Aktion
nur etwa 150 Leser teil, so daß Rückschlüsse
auf die Gesamtheit der Astrologen-Klienten *123 nur
sehr vorsichtig möglich sind. Auf die Frage: "Inwieweit
fanden Sie das Gutachten zutreffend?" antworteten
77 % mit "absolut" oder "überwiegend
zutreffend". Es erhebt sich die Frage, was Menschen
bewegt, für teures Geld eine astrologische Beratung
in Anspruch zu nehmen. Einen Hinweis geben die Antworten
zu der Frage: "Hat Ihnen das Gutachten bei der
Lösung Ihrer Probleme helfen können oder
gar entscheidende Hilfe vermittelt": Hier antworten
nämlich 71 %, daß Ihnen geholfen wurde,
34 % empfanden diese Hilfe gar als "entscheidend". |
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Kapitel 6.3 |
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